I 1885 skrev den tyske forfatteren Hermann Conradi følgende essay om Munch, her gjengitt etter artikkelsamlingen Ich bin der Sohn der Zeit, Leipzig & Weimar 1983.
Andreas Munch
Munch-bind (1850) etter forelegg av Geibels Gedichte (1847). |
Andreas Munch war ein Streiter für die Idee: Es soll sich der norwegische Geist endlich den dänischen Einflüssen entziehen und seine eigene, selbstständige, ungehemmte, unbeeinflußte Weiterentwicklung verfolgen. – Munch gehört allerdings nicht in die erste Reihe der Vorkämpfer für die geistige Emanzipation Norwegens von Dänemark, und darum wäre es vielleicht kaum angebracht, sein Leben und Wirken näher zu beleuchten – aber wenn ich bedenke, wie uns die genialen Poeten Björnson (geb. 1832) und Ibsen (geb. 1828) in den letzten Jahren durch mehrere großartige Dichtungen den norwegischen Volksgeist erschlossen haben; wie enthusiastisch das deutsche Volk die Erzeugnisse dieser Helden, die durch ihre im Erfassen und Verstehen des Volksgeistes wurzelnde machtvolle Kunst den Trennungsprozeß wirklich vollzogen, begrüßt hat; wie uns also das norwegische Geistesleben im allgemeinen näher gerückt und verständlicher geworden ist: so läßt sich vielleicht doch die Existenzberechtigung einer kurzen, scharfumrissenen Charakteristik Munchs als eines Mitgliedes jener Poetengruppe, die für die Selbständigkeit ihrer Dichtkunst eintrat, aufrechterhalten.
Zur Orientierung schicke ich noch ein paar Vorbemerkungen voraus.
Das Jahr 1830 ist das europäische Revolutionsjahr par excellence. Zu politischen Demonstrationen kommt es zwar nur in Frankreich und Belgien, abgesehen von der polnischen Revolution, deren Hauptschläge in die folgenden Jahre fallen, und weiter abgesehen von den spanischen und oberitalienischen Unruhen, die auf das politische und geistige Leben Europas im allgemeinen weiter keinen schwerwiegenden Einfluß haben. Ganz anders hatte der griechische Freiheitskampf die Herzen entflammt. Er ist es wohl, der hauptsächlich auf die geistigen Umwälzungen, wie sie in Frankreich, Deutschland und im skandinavischen Norden stattfanden, wenn auch mehr indirekt einwirkt.
In Frankreich führt die Romantik, den genial manierierten Victor Hugo an der Spitze, den Kampf mit der Klassik. Der alte, durch Tradition geheiligte Glaube muß dem neuen weichen – nach langer Gegenwehr. Das Evangelium der Romantik blendet, berauscht – es gewinnt die Herzen der heranwachsenden Generationen im Sturm. Der steife, alte, pedantische Klassizismus räumt das Feld.
In Deutschland ersteht das ›junge
Deutschland‹ – mit ihm wird ein ungestüm vorwärtsdrängender
Strom neuer, lebenzeugender Emanzipationsideen in den morsch und welk
gewordenen Organismus deutschen Geisteslebens geleitet.
In Skandinavien beginnt um dieselbe Zeit ein ähnlicher Ideenstreit. Der Herd ist Norwegen. Eine Reihe dichterisch reich beanlagter, im Sturm und Drang der Jugend forttreibender Geister geht die Erkenntnis auf, daß nur eine auf spezifisch nationalen Elementen begründete, die nationalen Voraussetzungen berücksichtigende Kunst zu wahrer Blüte gelangen kann. Darum wird die Parole ausgegeben: Trennung von Dänemark! Eine begeisterte Schar junger Dichter erhebt sich und tritt für Befreiung von dänischem Einfluß ein. Ihr Führer ist Wergeland (17. Juni 1808 bis 12. Juli 1845), der geniale Dichter von ›Skabelsen, Mennesket og Messias‹, jener romantischen Rhapsodie, die in imposanten Bildern die Hauptphasen der menschlichen Entwicklung vorführt. Als Vorläufer dieser Bewegung, wenn auch mit noch nicht scharf ausgeprägter Tendenz, dürfen Hansen und Schwach, immerhin Poeten zweiten Grades, gelten.
Wergeland fand einen sehr schneidigen Gegner, der allein in der Aufrechterhaltung der Beziehungen zu Dänemark und damit überhaupt zum Kontinent, die Garantie für eine gedeihliche Weiterentwicklung und allmählich wachsende Entfaltung des norwegischen Geisteslebens sah. Dieser unerschrockene Verfechter kosmopolitischer Bestrebungen, die mit ziemlich scharf und unverhohlen ausgesprochenen republikanischen Tendenzen Hand in Hand gehen, war Johann Sebastian Cammermejer Welhaven (1807-1873). In seinem Sonett-Zyklus ›Norges Dämring‹ hat er sein politisch-literarisches Glaubensbekenntnis ausgegeben, nachdem er schon vorher in mehreren Broschüren, Flugschriften, Pamphleten usw. – ein fulminant geschriebener Essay beschäftigte sich nur mit Wergeland, mit dessen ›Digtekunst og Charakter‹! – einzelne seiner Prinzipien zum Teil angedeutet, zum Teil dargelegt hatte.
Andreas Munch beteiligte sich nicht direkt an diesen, oft recht widerlichen, weil allzu persönlich geführten Streitigkeiten. Er [...] mischte sich aber seltener in die Wirren, weil er eine viel zu elegische und weich angelegte Natur war, um am Parteihader Gefallen zu finden. Er war kein Stürmer und Dränger, wie Wergeland, wie Welhaven, die beide in ihrer Jugendproduktion in tollen, überschäumenden, jegliches Maß und jegliches ästhetische Gesetz keck verachtenden Phantasien ihrem überfüllten Herzen Luft gemacht. Munchs Dichterindividualität war von Anfang an harmonischer, geklärter, Maß und Grenze wohl respektierend.
Diesen mehr harmlosen und naiven Charakter trägt schon eine erste Gedichtsammlung ›Ephemerer‹, die er 1837 [sic. 1836], 26 Jahre alt – er wurde am 19. Oktober 1811 zu Christiania geboren – veröffentlichte.
Aber sein Genius wies ihn
noch auf ein anderes Gebiet, auf das dramatische, die Lyrik war, wenn
wohl auch die der Munchschen Natur am meisten entsprechende
Dichtungsgattung, doch nicht die einzige, in der er sich ausgeben
wollte. Er fühlte auch einen gewaltigen Drang in sich, zu gestalten,
lebendige, plastische Gebilde im Szenengefüge des Dramas zu
schaffen.
So entstand denn 1837, vielleicht angeregt durch ein theatralisches Preisausschreiben, sein erstes Drama ›Kong Sverres Ungdom‹ (›König Sverres Jugend‹).
Und Munch gewann den Preis. Er siegte selbst über Wergeland, der sich mit seinem an dichterischen Schönheiten reichen und effektvoll komponierten Drama ›Campbellerne‹ an der Konkurrenz beteiligt hatte. Übrigens gefiel auch hier Wergelands nicht preisgekröntes Drama beim Publikum weit mehr als Munchs ›Kong Sverres Ungdom‹. Ist das nicht in der Regel der Fall? –
Bis Ende der vierziger Jahre ließ Munch, abgesehen von einen mehrfach aufgeführten, aber weniger bedeutenden Drama ›Donna Clara‹, das 1843 [sic. 1841] erschien, nichts weiter herauskommen.
In Skandinavien beginnt um dieselbe Zeit ein ähnlicher Ideenstreit. Der Herd ist Norwegen. Eine Reihe dichterisch reich beanlagter, im Sturm und Drang der Jugend forttreibender Geister geht die Erkenntnis auf, daß nur eine auf spezifisch nationalen Elementen begründete, die nationalen Voraussetzungen berücksichtigende Kunst zu wahrer Blüte gelangen kann. Darum wird die Parole ausgegeben: Trennung von Dänemark! Eine begeisterte Schar junger Dichter erhebt sich und tritt für Befreiung von dänischem Einfluß ein. Ihr Führer ist Wergeland (17. Juni 1808 bis 12. Juli 1845), der geniale Dichter von ›Skabelsen, Mennesket og Messias‹, jener romantischen Rhapsodie, die in imposanten Bildern die Hauptphasen der menschlichen Entwicklung vorführt. Als Vorläufer dieser Bewegung, wenn auch mit noch nicht scharf ausgeprägter Tendenz, dürfen Hansen und Schwach, immerhin Poeten zweiten Grades, gelten.
Wergeland fand einen sehr schneidigen Gegner, der allein in der Aufrechterhaltung der Beziehungen zu Dänemark und damit überhaupt zum Kontinent, die Garantie für eine gedeihliche Weiterentwicklung und allmählich wachsende Entfaltung des norwegischen Geisteslebens sah. Dieser unerschrockene Verfechter kosmopolitischer Bestrebungen, die mit ziemlich scharf und unverhohlen ausgesprochenen republikanischen Tendenzen Hand in Hand gehen, war Johann Sebastian Cammermejer Welhaven (1807-1873). In seinem Sonett-Zyklus ›Norges Dämring‹ hat er sein politisch-literarisches Glaubensbekenntnis ausgegeben, nachdem er schon vorher in mehreren Broschüren, Flugschriften, Pamphleten usw. – ein fulminant geschriebener Essay beschäftigte sich nur mit Wergeland, mit dessen ›Digtekunst og Charakter‹! – einzelne seiner Prinzipien zum Teil angedeutet, zum Teil dargelegt hatte.
Andreas Munch beteiligte sich nicht direkt an diesen, oft recht widerlichen, weil allzu persönlich geführten Streitigkeiten. Er [...] mischte sich aber seltener in die Wirren, weil er eine viel zu elegische und weich angelegte Natur war, um am Parteihader Gefallen zu finden. Er war kein Stürmer und Dränger, wie Wergeland, wie Welhaven, die beide in ihrer Jugendproduktion in tollen, überschäumenden, jegliches Maß und jegliches ästhetische Gesetz keck verachtenden Phantasien ihrem überfüllten Herzen Luft gemacht. Munchs Dichterindividualität war von Anfang an harmonischer, geklärter, Maß und Grenze wohl respektierend.
Diesen mehr harmlosen und naiven Charakter trägt schon eine erste Gedichtsammlung ›Ephemerer‹, die er 1837 [sic. 1836], 26 Jahre alt – er wurde am 19. Oktober 1811 zu Christiania geboren – veröffentlichte.
Er erregte damit einiges Aufsehen, so daß er sich
zu neuen Publikationen ermutigt fühlte. Ein Jahr später gab er dann
ein größeres, episch-lyrisches Poem, betitelt ›Sangerinden‹,
heraus, das ebenfalls von Kritik und Publikum mit Wohlwollen
aufgenommen wurde.
So entstand denn 1837, vielleicht angeregt durch ein theatralisches Preisausschreiben, sein erstes Drama ›Kong Sverres Ungdom‹ (›König Sverres Jugend‹).
Und Munch gewann den Preis. Er siegte selbst über Wergeland, der sich mit seinem an dichterischen Schönheiten reichen und effektvoll komponierten Drama ›Campbellerne‹ an der Konkurrenz beteiligt hatte. Übrigens gefiel auch hier Wergelands nicht preisgekröntes Drama beim Publikum weit mehr als Munchs ›Kong Sverres Ungdom‹. Ist das nicht in der Regel der Fall? –
Bis Ende der vierziger Jahre ließ Munch, abgesehen von einen mehrfach aufgeführten, aber weniger bedeutenden Drama ›Donna Clara‹, das 1843 [sic. 1841] erschien, nichts weiter herauskommen.
Reisen nach Frankreich und Italien fallen in diese
Zeit.
Auch eine kurze Redaktionstätigkeit an der
Zeitung ›Constitutionelle‹.
Endlich 1848 trat Munch wieder mit zwei neuen Schöpfungen hervor: ›Digte gamle og nye‹ und ›Billeder fra Nord og Syd‹ (›Bilder aus Nord und Süd‹) [sic. 1849], die beide in den nächsten Jahren mehrere Auflagen erlebten [sic].
Munch hat ein echt künstlerisches Auge. Ist er auch im Grunde mehr Stimmungsmaler, hat er doch einen scharfen Blick für das Charakteristische des Konkreten. Er hat auf seinen Reisen viel gesehen. Und als Künstler gesehen. Das Auge eines wahren Künstlers ist ein Prisma. Die Erscheinungswelt, aufgefangen durch das prismagleich zersetzende und zergliedernde Künstlerauge, fällt in scharf umrissenen Linien in die Seele des Künstlers. Die gestaltende Kraft dieses faßt das zerteilte Bild wieder zu einem plastisch geformten Ganzen zusammen.
In den genannten Erzeugnissen Munchs finden sich viele Belege für seine echt dichterische Auffassung und Anschauung, Munchs Natur ist wie die jedes wahren Poeten außerordentlich bildsam. Er hat in seinen Wanderjahren viel gesehen und viel gelernt.
Endlich 1848 trat Munch wieder mit zwei neuen Schöpfungen hervor: ›Digte gamle og nye‹ und ›Billeder fra Nord og Syd‹ (›Bilder aus Nord und Süd‹) [sic. 1849], die beide in den nächsten Jahren mehrere Auflagen erlebten [sic].
Munch hat ein echt künstlerisches Auge. Ist er auch im Grunde mehr Stimmungsmaler, hat er doch einen scharfen Blick für das Charakteristische des Konkreten. Er hat auf seinen Reisen viel gesehen. Und als Künstler gesehen. Das Auge eines wahren Künstlers ist ein Prisma. Die Erscheinungswelt, aufgefangen durch das prismagleich zersetzende und zergliedernde Künstlerauge, fällt in scharf umrissenen Linien in die Seele des Künstlers. Die gestaltende Kraft dieses faßt das zerteilte Bild wieder zu einem plastisch geformten Ganzen zusammen.
In den genannten Erzeugnissen Munchs finden sich viele Belege für seine echt dichterische Auffassung und Anschauung, Munchs Natur ist wie die jedes wahren Poeten außerordentlich bildsam. Er hat in seinen Wanderjahren viel gesehen und viel gelernt.
Von 1848-1852 reicht Munchs
zweite lyrische Periode. Sie wird durch die intimen
Herzenskonfessionen ›Trauer und Trost‹ (Sorg og Tröst)
angeschlossen.
Diese Sammlung trägt einen bei weitem anderen Charakter als die vorher erschienenen. 1850 starb Munchs Frau. Der Schmerz über ihren Tod erschütterte das zarte, der leisesten Rührung schon zugängliche Dichtergemüt. Munch stimmte tieftraurige, elegische Weisen an. Sie erinnern an Geibels Klagelieder über den Tod seiner Ada – an Meißners Gedichte, als dessen zweite Gattin in prangender Jugendblüte von hinnen gegangen war ... Meißner findet nicht viel Trost ... Er ist über seines Lebens Mittag hinaus – seine Seele hat die Spannungskraft, die Elastizität der Jugend verloren ... Geibel sucht und findet Trost im Glauben ... Munch geht es ähnlich ... Er richtet sich wieder auf. Ein großer, tiefer, reiner Schmerz weihet, läutert, führt den Menschen zum Menschen ... Der Dichter, der allzuleicht der Gefahr ausgesetzt ist, sich abzuwenden von dem gewöhnlich Menschlichen, seinen eigenen Weg einzuschlagen, der ihn abseits führt nach entlegenen Zielen – er wird oft durch einen großen, erschütternden Schmerz zum Verständnis normaler Verhältnisse zurückgeführt. –
Vom Ende der fünfziger bis ungefähr in die Mitte der sechziger Jahre fällt Munchs Haupttätigkeit ... Abwechselnd läßt er dramatische und lyrische Schöpfungen hinausflattern. Einige von den ersteren werden mehrfach aufgeführt. Sie haben auch Erfolg, halten sich aber nicht auf dem Repertoire. Es fehlt ihnen der spezifisch dramatische Nerv. Ein großer Lyriker ist noch nie ein großer Dramatiker gewesen. Geibel ist der beste Beweis hierfür.
Diese Sammlung trägt einen bei weitem anderen Charakter als die vorher erschienenen. 1850 starb Munchs Frau. Der Schmerz über ihren Tod erschütterte das zarte, der leisesten Rührung schon zugängliche Dichtergemüt. Munch stimmte tieftraurige, elegische Weisen an. Sie erinnern an Geibels Klagelieder über den Tod seiner Ada – an Meißners Gedichte, als dessen zweite Gattin in prangender Jugendblüte von hinnen gegangen war ... Meißner findet nicht viel Trost ... Er ist über seines Lebens Mittag hinaus – seine Seele hat die Spannungskraft, die Elastizität der Jugend verloren ... Geibel sucht und findet Trost im Glauben ... Munch geht es ähnlich ... Er richtet sich wieder auf. Ein großer, tiefer, reiner Schmerz weihet, läutert, führt den Menschen zum Menschen ... Der Dichter, der allzuleicht der Gefahr ausgesetzt ist, sich abzuwenden von dem gewöhnlich Menschlichen, seinen eigenen Weg einzuschlagen, der ihn abseits führt nach entlegenen Zielen – er wird oft durch einen großen, erschütternden Schmerz zum Verständnis normaler Verhältnisse zurückgeführt. –
Vom Ende der fünfziger bis ungefähr in die Mitte der sechziger Jahre fällt Munchs Haupttätigkeit ... Abwechselnd läßt er dramatische und lyrische Schöpfungen hinausflattern. Einige von den ersteren werden mehrfach aufgeführt. Sie haben auch Erfolg, halten sich aber nicht auf dem Repertoire. Es fehlt ihnen der spezifisch dramatische Nerv. Ein großer Lyriker ist noch nie ein großer Dramatiker gewesen. Geibel ist der beste Beweis hierfür.
Von den Dramen, die meist ins Deutsche übersetzt
sind, nenne ich als die hauptsächlichsten ›Salomon de Caus‹ und
›Lord William Russell‹. Das erstere behandelt die Schicksale des
bekannten französischen Ingenieurs, der als Erfinder der
Dampfmaschine genannt wird. Das außerordentlich dankbare Motiv ist
doch nicht so aufgefaßt und ausgebaut worden, wie es sich wohl hätte
auffassen und ausgestalten lassen ...
Munchs dramatische Werke
sind Mosaikgebilde öfter in seltsam willkürlich gegliederten Formen
und Mustern ... Nicht der Gesamteindruck ist bei Munch das Maßgebende
und Bedingende – mehr die individuelle Schönheit des einzelnen
Steines – also der einzelnen Szene, die mit lyrischen Schönheiten
ausstaffiert wird. Munchs Dramen verhalten sich zu den effektvollen,
markigen, derb realistischen, straff komponierten, manchmal
allerdings auch ziemlich raffinierten dramatischen Werken seiner
Landsleute Björnson und Ibsen, wie sich bei uns Geibels dramatische
Produktion z. B. zu der Laubes verhält ... Gewisse Ähnlichkeiten
hat Munch auch mit Grillparzer ...
Unter den späteren Gedichtsammlungen sind als die
wertvollsten wohl die ›Neuesten Gedichte‹ (›Nyeste Digte‹)
und ›Eftersommer‹ (›Nachsommer‹) anzusehen. Im ›Eftersommer‹
finden sich Weisen, die an Lenau sehr stark anklingen ... Der Dichter
entsagt. Die feierlich wehmütige Schönheit eines heiteren
Herbsttages liegt über dem Ganzen ... Um die Mittagsstunde ist es
noch warm und angenehm in der Sonne ... Aber die Abendschatten fallen
früher und die Luft wird schneller kalt ... Es ist Herbst ...
Herbst wird es auch im Dichtergarten ... Die Fülle
und Kraft läßt nach, das Auge wird müde ... Die Phantasie
schwächer ... Gedanken und Gebilde verlieren Glanz, Lebendigkeit,
Charakter ...
Man darf sich darüber nicht wundern ... Es geschieht nicht vor der Zeit. Munch ist einundsechzig Jahr, als er sein Drama ›Moder og Sön‹ (›Mutter und Sohn‹) schreibt. Nur wenigen ist es gegeben, bis in das Greisenalter hinein charakteristisch zu prägen, machtvoll zu gestalten. Munch war kein Genie. Er war Eklektiker. Künstler und Bildner wie Sophokles, Goethe, Victor Hugo dürfen sich in unvergleichlicher Lebensfülle ausleben.
Munchs letztes Werk war ein Drama. Ein historisches Motiv: ›Pave og Reformator‹. Es erschien 1880.
Es ist allgemein menschlich, daß man immer wieder Versuche macht, das zu bezwingen, was sich dem Bezwungenwerden bisher entzogen hat. Hat sich auch die Kraft ein ganzes Leben hindurch zu schwach gezeigt, das Widerspenstige zu bändigen und zu zähmen – selbst angesichts des Todes rafft sich der kraftlose Greis noch einmal auf – zum letzten – vergeblichen Versuch ...
Es liegt ein tieftragisches Moment in diesem steten Wollen, das nimmer von einem großartigen Gelingen belohnt wird.
Munch hat nicht die ausgeprägte Dichterphysiognomie eines Ibsen, Björnson. Aber immerhin ist er ein Charakterkopf. Aber immerhin ist er ein Dichter, der zu den besten des skandinavischen Nordens gezählt werden muß.
Er ist auch in Deutschland bekannt geworden. Doch noch viel zu wenig im Verhältnis zu der Bedeutung, die er für das nordische Germanien hat. Vorzüglich als Lyriker.
Man darf Munch vielleicht den Geibel Skandinaviens nennen. –
Man darf sich darüber nicht wundern ... Es geschieht nicht vor der Zeit. Munch ist einundsechzig Jahr, als er sein Drama ›Moder og Sön‹ (›Mutter und Sohn‹) schreibt. Nur wenigen ist es gegeben, bis in das Greisenalter hinein charakteristisch zu prägen, machtvoll zu gestalten. Munch war kein Genie. Er war Eklektiker. Künstler und Bildner wie Sophokles, Goethe, Victor Hugo dürfen sich in unvergleichlicher Lebensfülle ausleben.
Munchs letztes Werk war ein Drama. Ein historisches Motiv: ›Pave og Reformator‹. Es erschien 1880.
Es ist allgemein menschlich, daß man immer wieder Versuche macht, das zu bezwingen, was sich dem Bezwungenwerden bisher entzogen hat. Hat sich auch die Kraft ein ganzes Leben hindurch zu schwach gezeigt, das Widerspenstige zu bändigen und zu zähmen – selbst angesichts des Todes rafft sich der kraftlose Greis noch einmal auf – zum letzten – vergeblichen Versuch ...
Es liegt ein tieftragisches Moment in diesem steten Wollen, das nimmer von einem großartigen Gelingen belohnt wird.
Munch hat nicht die ausgeprägte Dichterphysiognomie eines Ibsen, Björnson. Aber immerhin ist er ein Charakterkopf. Aber immerhin ist er ein Dichter, der zu den besten des skandinavischen Nordens gezählt werden muß.
Er ist auch in Deutschland bekannt geworden. Doch noch viel zu wenig im Verhältnis zu der Bedeutung, die er für das nordische Germanien hat. Vorzüglich als Lyriker.
Man darf Munch vielleicht den Geibel Skandinaviens nennen. –
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